Nach neun Tagen in Vietnam hatten wir den Plan gefasst, noch einmal etwas anderes sehen zu wollen und buchten spontan einen Trip nach Kambodscha. Unser letzter Stop davor war das wunderschöne Hafenstädtchen Hoi An und ich empfand bei der Abreise zum ersten Mal so etwas wie Wehmut, da es mir dort doch wirklich ausgesprochen gut gefallen hatte. Das Leben dort war entspannt und leicht, die Wellen hoch und die Altstadt bot so viel zu entdecken. Nicht zuletzt: Die Lichter!
Nun saßen wir also im Flieger nach Siem Reap und ich hatte ein klein wenig mulmiges Gefühl, da wir uns im Vorfeld noch nicht ums Visum gekümmert hatten, was normal überhaupt nicht meine Art ist. Am Ende waren meine Bedenken jedoch vollkommen unbegründet und zwei Passfotos und jeweils $35 später waren wir auch schon eingereist. Julchen war direkt begeistert vom tropischen Klima: Jeden Tag 34°C, strahlend blauer Himmel und kein Tropfen Regen.
Nun ging es nur noch darum, der besten Ehefrau der Welt beizubringen, dass sie die nächsten Tage nicht ausschließlich am Pool verbringen würde, sondern dass ausführliche Tempel-Erkundungen auf dem Programm stehen würden. Am Ende einigten wir uns darauf, dass sie am Vormittag ein paar Stündchen Sonne tanken, dafür dann aber den Rest des Tages mit auf Entdeckungstour kommen würde. Am Ende hat es keiner von uns bereut.
Siem Reap hat diesbezüglich nämlich nicht nur den weltberühmten “Angkor Wat”-Tempel zu bieten, sondern auch noch tausend weitere Tempel aller Größen und Formen am Start, von denen etwa dreißig so heftig sind, würden sie irgendwo in Europa stehen, wären sie egal wo ein absolutes Highlight. Selbst Julchen musste ihre vorgefertigte Meinung “das sind doch nur Steine” spätestens am zweiten Tag revidieren, da jeder Tempel einen komplett eigenen Charakter hat.
So ist Bayon einzigartig ob seiner gewaltigen in Stein gemeißelten Gesichter, Baphuon hat einen extrem steilen Aufstieg und ist in die Höhe gebaut, was natürlich genau das richtige für einen komplett schwindelfreien Klettermaxen wie mich ist, Neak Pean liegt inmitten eines gewaltigen Staubeckens und ist nur über einen endlos langen Steg zu erreichen und bei dem im Wald gelegenen Ta Prohm haben sich riesige Mammutbäume ihren Platz auf und in der Tempelanlage erobert.
Schließlich Angkor Wat selbst: Was gibt es dazu noch zu sagen, was nicht schon getippt, diktiert, gemeißelt oder sonstwie niedergeschrieben wurde? Der Stolz des kambodschanischen Volkes ist in einem sehr guten Zustand, auch wenn täglich ähnlich viele Leute dorthin pilgern, wie etwa nach Versailles. Bereits auf dem Parkplatz sieht man sich Busladungen von Touristen in Richtung der ikonischen drei Türme ergießen.
Wenn man jedoch ein wenig Abseits der Hauptwege wandelt, ist es trotzdem möglich innerhalb der Tempelanlage Orte zu finden, die (fast) menschenleer sind. So erklommen Julchen und ich einen kleinen Turm im Seitenflügel und genossen dort nur zu zweit den Sonnenuntergang. Einmalig. Auch wenn es offiziell kein Weltwunder ist, so ist es schon ein besonderes Gefühl einen Komplex wie diesen zu besuchen, der fast eintausend Jahre alt und dennoch so gut erhalten und gepflegt ist.
Abseits dieser bleiben Eindrücke hat uns die freundliche, liebenswürdige und zurückhaltende Art der Kambodschaner sehr gut gefallen. Die Küche ist sehr frisch, sehr abwechslungsreich und unheimlich subtil und vielschichtig gewürzt – dafür gab es von Julchen und mir einen dicken Daumen hoch. Das Nachtleben in Siem Reap brummt selbst unter der Woche so stark, wie man es sonst nur aus Kreuzberg kennt, ebenfalls top! Wir würden beide auf jeden Fall gerne noch einmal wiederkommen.
Nun sitze ich gerade in unserem Hotelzimmer in Ho-Chi-Minh-City bevor es heute Abend für eine Nacht nach Singapur geht. Morgen frühstücken wir dann bereits auf den Malediven – dem leider schon letzten Stop unserer tollen Reise.